Hakki Cimen und Sabine Neupert: Kostbarkeiten am Wegesrand (Rezension)

Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn
Buchrezensionen
Hakki Cimen und Sabine Neupert: Kostbarkeiten am Wegesrand (Rezension) -

Das vorliegende Werk ist ein fesselndes Buch um außergewöhnliche Persönlichkeiten,

faszinierende Landschaften und teilweise sehr bedrückende historische Tatsachen.

Vor wenigen Jahren habe ich zum ersten Mal überhaupt von den Zaza gehört. Am Rande

einer gewerkschaftlichen Veranstaltung sprach mich der Autor Hakki Cimen an. So erfuhr ich

zuerst in Kurzform von den Zazas und dem Wunsch die Identität des Volkes und seiner

Sprache zu erhalten.

Ich erfuhr von dem Wunsch vieler Zaza – Eltern, Kultur und Sprache für die Nachwelt sprich

die Kinder zu erhalten und zugänglich zu machen. So konnte ich dabei helfen, Zazaisch als

herkunftssprachlichen Unterricht zu etablieren.

Nach inzwischen vielen Gesprächen und Eintauchen in eine für mich neue alte Welt zeigte

mir teilweise schmerzlich auf, welch langen Weg das Volk der Zaza, im tiefen Wusch die

eigene Identität zu wahren, bisher gegangen ist.

Zu Beginn geben die Autorin und der Autor einen historischen Überblick, der nahtlos in eine

autobiographische Familienerzählung übergeht, die die brutalen Geschehnisse eindrucksvoll

darstellt und in den nun folgenden Erzählstil des Buches einführt. Auch zum Schmunzeln

anregende aber auch sehr brutale Geschichten über wahre Begebenheiten erwarten die

Leserin und den Leser in diesem liebevoll zusammengetragenen Erzählband. 

„In unserer Tradition, fuhr dieser nun mit überzeugender Stimme fort, muss man jemandem

beistehen, wenn er Schutz bei Dir sucht. Man muss sich seiner annehmen und darf

denjenigen weder verraten noch einfach weiterschicken.“ So denkt die Leserin und der

Leser vorerst es sei einfach nur eine mehr als unterstützenswerte Tradition. Schmunzelnd

entwickelt sich das Geschehen und endet recht gerissen. „Schließlich blieb dem armen Bako

nichts anderes übrig, als sich still geschlagen zu geben und so zahlte er tatsächlich, wenn

auch zähneknirschend, die Reisekosten für die Frau eines anderen.“

Oder:

„Vier Pistolenkugeln hatten seinen Körper getroffen. Niemand sonst war weit und breit zu

sehen und nach dem Fallen der Schüsse waren in der Stille der einsetzenden Nacht nur noch

das weit entfernte kläffen eines Hundes und der ununterbrochene Gesang der Zikaden zu

hören. …..in erster Linie wurde aber durch Fremdeinwirkung und unbekannte Hände gemordet……

Wer Erzählungen über die ethnische Identität, wie Sprache, Kultur und Abstammung, mag

und gerne in eine durchaus magisch anmutende Welt eintaucht, trifft mit diesem Buch die

richtige Wahl. Es hat Wert eine alte Identität zu wahren – dies bedarf unserer Solidarität.

Philipp Einfalt, Oktober 2021


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