John Warwick Montgomery zählt zu den führenden englischsprachigen christli chen Apologeten der Gegenwart. Er darf wohl durchaus in einem Atemzug mit bedeutenden christlichen Apologeten des 20. Jahrhunderts wie C. S. Lewis oder Francis Schaeffer genannt werden. Auch er bemüht sich darum, ein biblisch begründetes Christentum als Ausdruck der von Gott offenbarten Wahrheit zu präsentieren. Das vorliegende Buch kann in gewisser Weise als Montgomerys opus magnum bezeichnet werden, da es offensichtlich einige Jahrzehnte seines Schaffens Wirkens und Denkens auf den neuesten Stand bringt und zugleich zusammenfasst (vgl. den Inhalt von Kap. 3 als Indiz dieser These [S. 651). Die Darbietung des Stoffes in Tractatus Logico-Theologicus ist ganz bewusst sowohl von der Überschrift her wie auch in seiner inhaltlichen Struktur an Wittgensteins Klassiker Tractatus logico philosophicus angelehnt. Dies geschieht offensichtlich, damit gleich von Anfang an deutlich wird, dass der Leser es primär mit einer denkerischen Auseinandersetzung auf höchstem Niveau zu tun bekommt. Und in dieser Hinsicht wird er auch nicht enttäuscht. In sieben Hauptüberschriften wird man in logisch aufeinander aufbauender Art und Weise von allgemeiner„Religiösität“ (S. 13ff.) über die ,Wahrheitsfrage" (S. 23-64) bis hin zur präsentierten ,Lösung“ in Kapitel sechs ,The Christian revelation satisfies the deepest general and particular longings of the human heart" (S. 183ff.) geführt. In der letzten Überschrift, die nur aus einem Satz besteht: 7. "Whereof one can speak, thereof one must not be silent" (S. 198), wird dann noch die apologetische Aufgabe für die (christlichen) Leser angedeutet, quasi als persönlich und praktisch gehaltenes Fazit nach der Lektüre des Buches. Montgomery verteidigt in seinem Traktat auf vielfältige Weise die klare Position des historischen Christentums gegen Formen des Pluralismus (alle Religionen repräsentieren unterschiedliche Wege zu Gott, wobei keiner einen Vorzug hinsichtlich der Erlösung einnimmt) und des Postmodernismus (es gibt keine Wahrheit, die zugleich allgemeingültig und absolut ist). Als Argumentation da gegen setzt er sein begründetes Verständnis des offenbarten Christentums als Explikation der göttlichen Wahrheit.
Montgomery bietet in seiner Argumentation klare, ,vernünftige" Aussagen, die unter anderem die Wahrheit des christlichen Glaubens per se, die Existenz Gottes, die Irrtumslosigkeit der Schrift (S. 65-128) und die zentrale Bedeutung der Offenbarung als Medium der Ansprache Gottes an den Menschen in seiner Vorfindlichkeit als Sünder verteidigt (S. 128-183). Allerdings ist diese apologetische Abhandlung nicht als ,,Gute-Nacht-Lektüre" zu empfehlen, fordert sie doch einiges von ihren Lesern. Immer wieder muss man innehalten und nachdenken, was jetzt im Duktus der Argumentation konkret zur Diskussion steht, welche Position man selbst dazu einnimmt bzw. zu welchem Urteil man selbst kommt, Das ist aber durchaus als ein positiver Nebeneffekt des Tractatus Logico-Theologicus zu werten, da diese Art der Herausforderung zur Schärfung der eigenen Gedanken führen kann.
Montgomerys Traktat ist ein beachtenswerter Versuch, in der Gegenwart christliche Apologetik zu treiben. Er verdient uneingeschränkt die Aufmerksam keit christlicher wie auch nichtchristlicher Leser, die vor ciner intellektuellen Auseinandersetzung nicht zurückschrecken. Christen werden eine Menge an brauchharen, logischen" Argumenten finden können, ihren Glauben zu verteidi gen, Intelligente, logisch zu denken gewohnte Nichtchristen werden zumindest herausgefordert, die Wahl ihrer" Religion vernünftig und gründlich verantwor ten und abwägen zu müssen.
Prof. Dr. Berthold Schwarz
Quelle: JET 18 (2004), S. 299-300