Lang, G. Strohmer, M. Europa der Grundrechte? (Rezension)

Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn
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Lang, G. Strohmer, M. Europa der Grundrechte? (Rezension) -

„Europa sucht nach den Fixpunkten seiner Identität.“ (75) Dazu bietet der vorliegende Sammelband in einem ersten Teil verschiedene Aufsätze zum Thema Menschenrecht und Menschenwürde von führenden Juristen, Medizinern und Politikwissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und einzelnen anderen europäischen Ländern. Dieser Punkt ist der wohl zentralste Punkt der heutigen Diskussion in der Frage eines geeinten Europas. Dabei steht die Frage der Würde des Menschen am Lebensanfang sowie am Lebensende im Vordergrund. Diese Frage wird in fünf Aufätzen von verschiedenen Seiten beleuchtet und so beantwortet, dass die Würde des Menschen von Anfang an bis zum Lebensende durchweg gegeben ist. Als Hauptbegründung ist dabei für die meisten Autoren eine moderne Fassung des Naturrechts ausschlaggebend. Wobei H. Thomas die „tiefste Begründung der Würde jedes Menschen“ in dem Geschaffensein durch Gott sieht (70). Alle Autoren sehen deswegen grundsätzlich die Gefahr einer ideologischen Abschwächung der Grundrechte des Menschen.

Ist der erste Teil etwas allgemeiner gehalten, so geht es in dem zweiten Teil konkret um die Grundrechtscharta der EU. Dabei wird einerseits lobend erwähnt, dass die Charta durchaus eine juristische Wirkung entfalte, die sich auch auf nationale Bereiche auswirke. Andererseits ist die Charta nicht Gesetz. Was aus ihr wird steht damit noch nicht fest. Doch ist sie Kompromiss, so der Tenor vieler Beiträge, die damit den Finger auch in mache Wunde nationaler Interessen und Empfindlichkeiten legen. Damit setzen sich die Autoren durchaus kritisch mit den Ergebnissen zu Einzelfragen dieser Charta auseinander, die „zahlreiche Fragen aufwirft“ (113). Deutlich wird herausgearbeitet, wie schwammig die Charta die Menschenwürde faßt. Weitere ethische Probleme wie Klonen, Ehe/Familie und die Fragen der Minderheiten werden deutlich angesprochen und die Charta eher jeweils als eine Art „Konsenspapier“ herausgestellt, nicht als wirkliche Verfassung. Als dafür typisch wird auch auch der fehlende Gottesbezug empfunden.

In den unterschiedlichen Artikeln werden sehr gut die ethischen Probleme Europas, die sich deutlich in der Charta wiederspiegeln aufgegriffen. Es ist zu wünschen, dass diese Kritik gelesen und umgesetzt wird!

Drs. theol. Frank Koppelin

Pforzheim


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